
Siedlergemeinschaft
Marienfried e. V.
aus Menschenhand in Siegburg.“
geschaffen. Mit unglaublichem Pioniergeist und
eisernem Willen gingen sie ans Werk, bauten
komplett in Eigenleistung und Nachbarschaftshilfe bis
1954 insgesamt 46 Häuser mit 91 Wohnungen auf
25 Morgen Land, das die Alexianer-Brüder vom
Mühlenhof zur Verfügung gestellt hatten.“
Wiese umgeben
und wer sie auf dem Stadtplan suchen will, sollte
eine Lupe zur Hand nehmen.“
Richtung Haus zur Mühlen, und schon weist – nein, kein
Ortsschild – weist ein Heiligenstock auf dieses
Karree aus schnuckeligen Siedlerhäuschen hin.
Die Andachtsstätte ist der „wunderbaren Mutter Maria von Schönstatt“ geweiht und Pfarrer Paul Moog gewidmet.“

ÜBER UNS
ist der Marienfried geradezu ein kleines Paradies,
das die Siedler in Eigenleistung geschaffen haben.

UNSER EVENTS

IMPRESSIONEN
Richtfesten und dem Leben in der
Siedlung „Marienfried“.
Von Günter Willscheid
Wer im Paradies lebt, muss auf vieles verzichten: Kirche, Kindergarten, Kneipe, Schule, Sportstätte, Supermarkt? Fehlanzeige! Ja, sogar einen Fernsprecher suchten die ersten Menschen vergeblich, weshalb sie das „Siedlungstelefon“ in ihrer Satzung verankerten. Schließlich hatte damals kaum einer ein Auto und war der Weg in die Stadt weit. Doch was für Notfälle gedacht war, entwickelte sich über Nacht zum Renner – zum heißen Draht zur Außenwelt, zu Onkel oder Tante, bisweilen auch zur heimlichen Geliebten.
Heute freilich hat jeder sein Handy und stehen vor jedem Haus „mindestens zwei Autos“, meint Ditmar Oligschläger. Was macht da schon die dürftige Infrastruktur, die nicht vorhandene Nahversorgung? Der Einkauf auf dem Stallberg, sagt Oligschläger, werde einfach mit einem Spaziergang verbunden. Und Natur pur, Ruhe und Frieden sind die Entschädigung für die kleinen Unannehmlichkeiten und offensichtlich fast schon Garant für ein langes Leben. Franziska Henseler zog 1951 mit Ehemann und Kindern ins Paradies und feierte bei bester Gesundheit ihren 100. Geburtstag – einen Steinwurf entfernt im Seniorenheim Haus zur Mühlen.
Marienfried heißt dieses Idyll, das wie kein zweiter Ortsteil den Namen „Dorf in der Stadt“ verdient. Von Wald und Wiese umgeben, liegt die Siedlung wie eine Oase inmitten der Natur, und wer sie auf dem Stadtplan suchen will, sollte eine Lupe zur Hand nehmen. Stadtauswärts geht es über die Viehtrift halbrechts Richtung Haus zur Mühlen, und schon weist – nein, kein Ortsschild – weist ein Heiligenstock auf dieses Karree aus schnuckeligen Siedlerhäuschen hin. Die Andachtsstätte ist der „wunderbaren Mutter Maria von Schönstatt“ geweiht und Pfarrer Paul Moog (siehe „Siedlervater“) gewidmet.
Hochdeutsch war
inoffizielle Amtssprache
1948, als Siegburg nach dem Zweiten Weltkrieg in Schutt und Asche lag, als Flüchtlinge aus Ostdeutschland und Schlesien die Wohnungsnot noch zusätzlich verschärften, rief er von der Kanzel der Annokirche zur Gründung des „Gemeinnützigen katholischen Siedlungswerks“ auf, was aber nicht bedeutete, dass dieses Fleckchen Erde einzig Katholiken vorbehalten blieb. Nur kinderreich mussten die Familien sein – und der besseren Verständigung wegen auf Sieburjer Platt verzichten. Hochdeutsch war inoffizielle Amtssprache im Marienfried. Denn die Siedler kamen aus allen Himmelsrichtungen, nur wenige aus dem Rheinland. „Von Norden und Osten wurden wir verschlagen, wir mussten auf alles, auf alles entsagen“, reimte Siedler Jakob Elfgen in seiner Ode an sein „neues Heimatglück“.
Das haben sich die Siedler aus eigener Kraft geschaffen. Mit unglaublichem Pioniergeist und eisernem Willen gingen sie ans Werk, bauten komplett in Eigenleistung und Nachbarschaftshilfe bis 1954 insgesamt 46 Häuser mit 91 Wohnungen auf 25 Morgen Land, das die Alexianer-Brüder vom Mühlenhof zur Verfügung gestellt hatten. Ohne Bagger, nur mit dem Spaten, wurden die Baugruben ausgehoben, mit Muskelkraft die Bimssteine und Dachziegel gepresst. Zu 80 Stunden Arbeitsleistung pro Monat verpflichtete sich jeder Siedler. Insgesamt kamen da schnell 4500 Stunden zusammen – abends nach dem Broterwerb, an den Wochenenden und im Urlaub.
Der größte Abenteuer-Spielplatz der Stadt
Freilich war es damals eng in den Siedlerhäuschen vom Typ MDE 2, erinnert sich Ursula Müller, die Tochter von Franziska Henseler. Acht Jahre war sie alt, als die Familie in den Marienfried zog. Fünf Kinder mussten sich ein Zimmerchen teilen und zeitweise zu zweit in einem Bett schlafen, weshalb der Vater, ein gelernter Schuster, den Hühnerstall zu einer weiteren Kammer umbaute.
Dafür aber hatten die Pänz vom Marienfried den größten Abenteuerspielplatz der Stadt. Im Wald und auf der „Himmelswiese“, die zugleich Festplatz der Siedlergemeinschaft war, wurde geklettert und gekraxelt, wurden Höhlen gebaut und aus einer Konservendose eine Laubschleuder gebastelt, um Herbstwind zu simulieren. Und im Mühlenhof, erzählt Ursula Müller, hätten sie immer wieder die Kühe bestaunt, die noch richtig blökten – nicht so wie die lila Plastikkuh, die heute der Blickfang in Nachbars Garten ist. Die Sommerzeit, wenn sonntags der Eismann vorbeifuhr, bei dem eine Kugel noch zehn Pfennige kostete, ist ihr in lebhafte r Erinnerung geblieben, wie auch der Milchmann, der Käse und Butter, und der Bäcker, der Brot, Teilchen und Kuchen frei Haus lieferte.
Von den Wintern, die damals noch richtige Winter waren und „bis zu sechs Wochen Eis und Schnee“ brachten, schwärmt indes Ditmar Oligschläger. In einem Affentempo sausten die Rodelschlitten von der Viehtrift aus den Hang und die Straße runter bis zur Endstation, dem Mühlenhof. „Danach war die Piste so glatt, dass kein Auto mehr fahren konnte“, schmunzelt Oligschläger und erinnert sich ebenso an die Fußballturniere gegen die Jungs aus dem zweiten Bauabschnitt, der Viehtrift und der Taubenstraße an der Autobahn. Auf halber Strecke wurden die Siege gefeiert, im „Kuckuck.“ Später hieß die Gaststätte an der Viehtrift „Jagdhaus“ und diente auch der Siedlergemeinschaft als Stammlokal, bis es vor zwei Jahren abgerissen wurde.
Seitdem treffen sich die Siedler unter dem Vorsitz von Norbert Krudewig in Wolsdorf in der Gaststätte Kasserolle oder auch schon mal im Siegblick. Wie überhaupt das Örtchen eigentlich ein Ableger von Wolsdorf ist. Aber: „Selbstverständlich ist unser Marienfried ein richtiger Stadtteil“, sagt Anne Oligschläger selbstbewusst und ist überzeugt, im schönsten Viertel von Siegburg zu wohnen.
„Der Siedlervater“
Mit seinem „Herrmännchen“, wie der Volksmund im Rheinland damals kleine Motorräder, die sogenannten „Volkswagen auf zwei Rädern“, nannte, knatterte Paul Moog seinerzeit noch durch die Marienfried-Siedlung, als das letzte Haus längst fertiggestellt war: Und heute noch verehren die Bewohner Pfarrer Paul Moog als ihren „Siedlervater.“
Geboren wurde Paul Moog 1903 in Düsseldorf. 1929 wurde er zum Priester geweiht. Er war zunächst Kaplan in Hilden, danach Pfarrer an St. Anno in Siegburg. Dort trommelte er die ersten siedlungswilligen Männer und Frauen zusammen und erwies sich in den Folgejahren als Motor des Projekts, der sich unermüdlich für seine „Marienfrieder“ einsetzte.
Sein soziales Engagement führte er fort, als er 1952 die neue Pfarrgemeinde St. Liebfrauen in Kaldauen übernahm. Zu seinen Verdiensten gehören neben dem Marienfried der Bau der Kirchen in Kaldauen und Braschoß sowie des Pfarrzentrums. Mit unermüdlichem Fleiß bewältigte er die seelsorgerischen Aufgaben und hielt stets weiterhin Kontakt zum Marienfried, nahm an Versammlungen und Veranstaltungen teil und stand jedem bei Bedarf mit Rat und Tat zur Seite.
Am 1. Oktober 1978, dem Erntedanktag, starb Paul Moog. Seine letzte Ruhestätte wurde auf dem Waldfriedhof in Kaldauen eingerichtet, während im Marienfried eine Gedenktafel unter dem Wegekreuz an den Siedlervater erinnert.
Events & Termine

Mitglieder-
Versammlung
2025
30. März 2025

Sommerfest
2025
5. Juli 2025

Gottesdienst
2025
8. November 2025
